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Kreditbetrug: Strafen, Rechte und Verteidigungsstrategien

Kreditbetrug: Strafen, Rechte und Verteidigungsstrategien

Einleitung

Wer einen Kredit aufnimmt, verpflichtet sich in der Regel, wahre Angaben über seine finanzielle Situation zu machen. Doch was passiert, wenn Kreditgeber mittels falscher oder unvollständiger Informationen getäuscht werden? An dieser Stelle kommt der Tatbestand des Kreditbetrugs ins Spiel. Kreditbetrug ist in § 265b des Strafgesetzbuches (StGB) geregelt und kann empfindliche Strafen nach sich ziehen. Aufgrund der Komplexität der Materie und der oftmals langen Laufzeit von Kreditverträgen sind umfassende rechtliche Kenntnisse sowie eine fundierte Verteidigungsstrategie entscheidend. Im Zweifelsfall sollten Betroffene möglichst frühzeitig einen erfahrenen Strafverteidiger hinzuziehen, um unüberlegte Handlungen zu vermeiden und den eigenen Rechtsstandpunkt zu wahren.

Definition: Was ist Kreditbetrug?

Der Gesetzgeber versteht unter Kreditbetrug vor allem die Täuschung einer Bank oder eines anderen Kreditgebers über kreditrelevante Tatsachen, häufig im Zusammenhang mit:

  • Falschen Angaben zu Einkommen oder Vermögen
  • Unterschlagung relevanter Schulden oder Verbindlichkeiten
  • Gefälschten Unterlagen (z. B. Lohnnachweise, Bilanzen)
  • Vorgegaukelter Zahlungsfähigkeit

Dadurch soll der Kreditgeber veranlasst werden, einen Kredit zu gewähren oder zu erhöhen, der unter wahrheitsgemäßen Angaben womöglich nicht gewährt worden wäre. In § 265b StGB heißt es explizit, dass diese Tathandlungen strafbewehrt sind, wenn ein Vermögensschaden droht oder tatsächlich eintritt. Betroffen sein können sowohl Privatpersonen als auch selbstständige Unternehmer oder Geschäftsführer von Unternehmen.

Kreditbetrug wird häufig unterschätzt. Viele Betroffene glauben, die Bank würde gar nicht herausfinden, ob Angaben verschwiegen oder frisiert worden sind. Doch dank moderner Bonitätsauskunftssysteme ist das Entdeckungsrisiko hoch.

Strafrechtliche Konsequenzen

Gemäß § 265b StGB drohen beim Kreditbetrug Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren. In besonders schweren Fällen, beispielsweise bei bandenmäßigem Vorgehen oder hohen Beträgen, können die Freiheitsstrafen deutlich höher ausfallen. Die Schwierigkeit besteht oft darin, dass Kreditbetrug im Zusammenspiel mit weiteren Delikten wie Urkundenfälschung (§ 267 StGB) oder Betrug im Sinne des § 263 StGB einhergehen kann. In der Praxis führt dies häufig zu einer Gesamtstrafenbildung, die Betroffene vor große Probleme stellt.

Werden außerdem unrichtige Angaben bei Abschluss eines Kredits gemacht und dieser Kredit kann nicht bedient werden, löst dies zusätzlich eine zivilrechtliche Haftung aus. Banken und andere Kreditgeber gehen oft zügig gegen den Kreditnehmer vor, etwa durch pfändbare Maßnahmen oder Eintragungen in Auskunfteien wie der SCHUFA. Selbst wenn es nicht zu einer Verurteilung im strafrechtlichen Sinne kommt, können die wirtschaftlichen Folgen gravierend sein.

Wann liegt Vorsatz vor?

Einer der zentralen Punkte im Zusammenhang mit Kreditbetrug ist die Frage des Vorsatzes. Das Gesetz verlangt regelmäßig, dass der Täter vorsätzlich falsche Angaben macht, um den Kredit zu erlangen. Wer nur fahrlässig vergisst, bestimmte Verbindlichkeiten anzugeben, erfüllt in der Regel nicht den Tatbestand des Kreditbetrugs. Dennoch kann eine solche Fahrlässigkeit schnell in den Bereich des bedingten Vorsatzes übergehen, zum Beispiel wenn man es zumindest billigend in Kauf nimmt, dass falsche Daten übermittelt werden. Genau hier ist anwaltliche Unterstützung essenziell, um die feinen rechtlichen Linien aufzuzeigen.

Vorsatz ist eines der wichtigsten Kriterien für die Strafbarkeit. Das bedeutet, dass Kreditbetrug nur dann vorliegt, wenn eine bewusste Täuschungsabsicht zum Zeitpunkt der Beanspruchung des Kredits existiert.

Rechte des Beschuldigten

Als Beschuldigter in einem Strafverfahren wegen Kreditbetrugs haben Sie verschiedene Rechte, die Sie kennen sollten:

  • Schweigerecht: Niemand muss sich selbst belasten. In vielen Fällen kann es ratsam sein, zunächst keine Aussage zu machen, ehe eine anwaltliche Beratung stattgefunden hat.
  • Einsicht in die Ermittlungsakte: Durch einen Rechtsanwalt erhalten Sie Zugang zu den Beweismitteln und Informationen, auf denen die Anklage beruht.
  • Freie Wahl des Verteidigers: Sie haben das Recht, sich von einem erfahrenen Fachanwalt für Strafrecht vertreten zu lassen. Gerade bei komplexen Vorwürfen wie Kreditbetrug ist dies empfehlenswert.
  • Antrag auf Verfahrenseinstellung: Sofern die Beweismittel nicht ausreichen oder besondere Gründe vorliegen, kann ein Antrag auf Einstellung des Verfahrens gestellt werden.
  • Beweisanträge: Sollten entlastende Tatsachen vorliegen, kann etwa ein Antrag auf Zeugenvernehmung oder Sachverständigengutachten gestellt werden.

Gerade bei Kreditbetrug gelten viele Details. Jeder Fall ist individuell, sodass spezifische Strategien und Taktiken entwickelt werden müssen.

Typische Situationen und Besonderheiten

In der Praxis gibt es einige typische Konstellationen, bei denen ein Kreditbetrugvorwurf erhoben wird:

  1. Konsumkredite: Hier werden oft regelmäßige Einkommen überhöht dargestellt oder bestehende Ratenverpflichtungen verschwiegen.
  2. Unternehmerkredite: Bilanzfälschungen, gefälschte Jahresabschlüsse oder „optimierte“ BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) können schnell zu strafbaren Handlungen führen.
  3. Hypothekendarlehen: Bei Immobilienfinanzierungen werden hin und wieder Bewertungen geschönt, um höhere Kreditbeträge zu erlangen.

Sämtliche dieser Fallkonstellationen verlangen eine genaue Prüfung des Sachverhalts. Oft haben Kreditnehmer den Eindruck, die Bank wüsste über ihre finanzielle Lage ohnehin Bescheid, da zum Beispiel SCHUFA-Einträge vorliegen. Allerdings reicht es nach Ansicht der Gerichte in vielen Fällen nicht aus, sich darauf zu verlassen, zumal die Bank gerade auf korrekte Angaben des Antragstellers baut. Eine Verteidigungslinie könnte darin bestehen zu argumentieren, dass die betreffenden Informationen bereits in der Bankdatei gespeichert seien und daher keine Täuschungseignung gegeben gewesen sei. Solche feinen rechtlichen Nuancen können über den Ausgang des Verfahrens entscheiden.

Verteidigungsstrategien

Je nach Fall bieten sich unterschiedliche Verteidigungsstrategien an:

  • Bestreiten des Vorsatzes: War keine Täuschungsabsicht vorhanden, kommt oft eine Verfahrenseinstellung in Betracht.
  • Nachweis fehlender Täuschungseignung: War der Bank die finanzielle Situation bereits bekannt, kann dies den Tatvorwurf entkräften.
  • Verjährung: Gerade bei längeren Kreditlaufzeiten kommt manchmal eine Verjährung des Tatvorwurfs in Betracht, wenn die Handlung bereits viele Jahre zurückliegt.
  • Rückzahlung oder Wiedergutmachung: Wer den angerichteten Schaden ausgleicht, kann strafmildernde Argumente geltend machen.

Die Wahl der richtigen Verteidigungsstrategie hängt stark von den Details des Einzelfalls ab und sollte immer gemeinsam mit einem erfahrenen Strafverteidiger – idealerweise einem Fachanwalt für Strafrecht – getroffen werden. Unser Team von Rechtsanwälten in München hilft Ihnen gerne bei der Einschätzung der möglichen Vorgehensweisen.

Kreditbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Bereits unbedachte Falschangaben in einem Kreditformular können ein langes Verfahren nach sich ziehen. Besonders wichtig ist eine strategische Verteidigung, die alle Aspekte beleuchtet.

Der Ablauf des Ermittlungsverfahrens

Wird der Verdacht auf Kreditbetrug bekannt, nimmt die Staatsanwaltschaft in der Regel Ermittlungen auf. Oft reicht bereits eine Anzeige durch die Bank, um das Verfahren zu starten. Folgende Schritte sind typisch:

  1. Einleitung des Ermittlungsverfahrens: Die Staatsanwaltschaft prüft erst einmal, ob ein Anfangsverdacht besteht.
  2. Beweissicherung: Dokumente und Kontobewegungen werden gesichert, Zeugen (z. B. Bankmitarbeiter) befragt.
  3. Beschuldigtenvernehmung: Früher oder später erhalten Betroffene eine polizeiliche Vorladung. Hier ist es ratsam, ohne anwaltliche Beratung keine Aussage zu machen.
  4. Anklage oder Einstellung: Die Staatsanwaltschaft entscheidet je nach Beweislage, ob eine Anklage erhoben wird oder das Verfahren eingestellt werden kann.

Bereits im Ermittlungsstadium werden Weichen gestellt: Werden bestimmte Unterlagen rechtzeitig vorgelegt oder nicht? Werden Zeugen benannt, die entlasten? Deshalb ist ein strategisches Vorgehen zusammen mit einem erfahrenen Anwalt besonders wichtig.

Das Hauptverfahren und mögliche Urteile

Kommt es zur Anklageerhebung, erfolgt meist die Eröffnung des Hauptverfahrens durch das zuständige Gericht. Dabei werden Beweise gewürdigt, Zeugen vernommen und die Verteidigungsstrategie entfaltet sich. In diesem Stadium hat jeder Fehler potenziell gravierende Auswirkungen auf das Strafmaß. Nach Abschluss des Verfahrens kann das Gericht zu folgenden Ergebnissen kommen:

  • Freispruch wegen Mangels an Beweisen
  • Einstellung des Verfahrens (z. B. nach § 153a StPO gegen Auflagen)
  • Verurteilung zu Geldstrafe
  • Verurteilung zu Freiheitsstrafe (ausgesetzt zur Bewährung oder ohne Bewährung)

Falls eine Verurteilung nicht abzuwenden ist, spielen zahlreiche Faktoren für die Höhe des Strafmaßes eine Rolle, wie etwa die Schadenshöhe, die persönlichen Verhältnisse des Angeklagten und das Vorliegen weiterer Straftaten.

Warum ist ein Rechtsanwalt unverzichtbar?

Kreditbetrug ist ein komplexes Delikt, bei dem es auf zahlreiche Details ankommt. Bereits in den frühen Stadien des Verfahrens – etwa wenn ein Bankmitarbeiter eine Unregelmäßigkeit meldet – können Weichen gestellt werden, die das gesamte Verfahren beeinflussen. Hier einige Gründe, warum anwaltliche Unterstützung entscheidend ist:

  • Expertenwissen: Ein Fachanwalt für Strafrecht kennt die genaue Rechtslage, die Rechtsprechung und die taktischen Möglichkeiten.
  • Kontakte: Erfahrene Verteidiger kennen häufig die lokalen Staatsanwälte und Gerichte, was die Kommunikation erleichtern kann.
  • Strategische Verteidigung: Ob Schweigen oder sofortige Stellungnahme – die richtige Entscheidung hängt vom konkreten Fall ab und erfordert juristisches Fingerspitzengefühl.
  • Schutz vor voreiligen Geständnissen: Ohne anwaltlichen Rat laufen Angeklagte Gefahr, sich selbst zu belasten.
  • Objektive Bewertung von Chancen und Risiken: Ein Anwalt kann realistisch einschätzen, ob ein Freispruch, eine Verfahrenseinstellung oder eine Absprache in Frage kommen.

Gerade bei Kreditbetrug machen Kleinigkeiten zu Beginn des Verfahrens oft den Unterschied. Unbedachte Aussagen oder das Vorlegen unvollständiger Unterlagen können die Erfolgsaussichten drastisch verschlechtern. Mit einem erfahrenen Strafverteidiger an der Seite haben Betroffene die beste Chance, ihre Interessen zu wahren und das Verfahren möglichst schadlos zu überstehen.

Ein Frühwarnsystem ist bei Kreditbetrug enorm wichtig. Je eher anwaltlicher Rat eingeholt wird, desto höher sind die Erfolgschancen, das Verfahren abzumildern oder eine Einstellung zu erreichen.

Fazit und Ausblick

Kreditbetrug gemäß § 265b StGB ist ein ernstzunehmender Tatvorwurf, der bei Unterzeichnung falscher Angaben im Kreditverfahren schnell zum Problem werden kann. Ob Konsumkredit, Immobilienfinanzierung oder Unternehmensdarlehen – die Folgen können schwerwiegend sein. Neben Geldstrafen oder Freiheitsstrafen drohen oft langwierige wirtschaftliche Konsequenzen durch Pfändungen, SCHUFA-Einträge und Zinsansprüche. Auch zivilrechtliche Auseinandersetzungen mit dem Kreditinstitut sind keine Seltenheit.

Betroffene sollten sich zeitnah mit einem Spezialisten in Verbindung setzen, um die Komplexität des Falls erfassen zu lassen. Als erfahrene Strafverteidiger in München unterstützen wir Sie dabei, alle relevanten Aspekte zu beurteilen und eine individuelle Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Insbesondere im Ermittlungsverfahren, aber auch im Hauptverfahren ist es unser Anliegen, Ihre Rechte durchzusetzen und negative Konsequenzen abzuwenden.

Sie stehen vor dem Vorwurf des Kreditbetrugs oder haben eine Vorladung erhalten? Zögern Sie nicht, sich anwaltlichen Rat einzuholen. Je früher Sie uns einschalten, desto mehr Handlungsspielraum bleibt. Wir stehen Ihnen schnell und unkompliziert zur Seite, um Ihre Fragen zu beantworten und die bestmögliche Verteidigung vorzubereiten.